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Auerbach Lecture | 25.11.2024 | 18 Uhr

Marlene Meuer (Literatur- und Kulturwissenschaft, Hamburg): Medial beschleunigte Welt und exklusive ästhetische Wahrnehmung. Aufmerksamkeitsökonomien in Literatur und Kunst von der Romantik bis ins postdigitale Zeitalter 

Abstract

Mit der historischen Zäsur der Industrialisierung geht auch ein ästhetischer Paradigmenwechsel einher. Durch den Einbruch des technischen Fortschritts scheint ganzheitlich-kontemplative Weltwahrnehmung und Kunstdarstellung unmöglich geworden. Was tritt an ihre Stelle? Mitunter eine andere Ästhetik der Langsamkeit, die sich aus ihrem dialektischen Verhältnis zur Beschleunigungsemphase der Moderne ergibt, so lautet die These, welche im projektierten Vortrag entwickelt wird. Eine solche Ästhetik der Langsamkeit scheint bereits in einigen programmatischen Werken der Romantik auf, bevor sie dann im Russischen Formalismus und in den Historischen Avantgarden zur vollen Entfaltung gebracht wird und noch die Kunstansprüche solcher Werke prägt, die sich in unserem postdigitalen Zeitalter selbst in avantgardistische Traditionen stellen. Die genannten ästhetischen Bewegungen reagieren jeweils auf zeitgenössische Medienrevolutionen und entwickeln angesichts der technischen Beschleunigung Strategien der verlangsamenden Rezeptionssteuerung und Sinnerschließung als Konzentrationsgaranten im Wettbewerb um Aufmerksamkeit. Damit avanciert der Anspruch auf hermeneutische Zeitinvestition zu einem Valorisierungsverfahren, ja, in einigen programmatischen Ästhetiken sogar zum Definitionskriterium von Kunst schlechthin.

Ort & Zeit: Bibliothek Erich Auerbach Institut, Weyertal 59 (Rückgebäude, 3. OG), 50937 Köln |
Montag, 25.11.2024 | 18:00 Uhr

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