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Auerbach Lecture | 05.06.2023 | 18 Uhr

Jörg Kreienbrock (German Studies, Northwestern): Für die Sorge. Dereliktion und Prokura in Goethes Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten 

Abstract

Goethes Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten – zum ersten Mal 1795 in Schillers Horen veröffentlicht – gelten im allgemeinen als “klassischer Auftakt deutscher Novellentradition”. Besonders die als Prokurator- bzw. Ferdinandnovelle bekannten Erzählungen stehen zudem am Beginn von Goethes langanhaltender Diskussion der Begriffe der Sorge und der Entsagung. Diese sollen im Kontext zeitgenössischer ökonomischer und juristischer Diskurse enggeführt werden. Durch eine Haltung der Fürsorge, d.h. den Verzicht auf Rechte bzw. deren Durchsetzung, imaginiert Goethe Lebensformen, welche die von Foucault, Agamben und anderen diagnostizierte Juridifizierung des Lebens durchkreuzt. Was heißt es für Goethe – unmittelbar nach der Französischen Revolution – Menschenrechte zu besitzen? Oder anders gefragt: Gibt es für ihn ein “Recht, Rechte nicht zu gebrauchen” (Hamacher)? 

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