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Seminar mit Andreas Reckwitz

Soziologie der Verluste

16. Mai 2025, 16-19 Uhr

Verluste sind ein Grundtatbestand der Existenz und für die moderne Gesellschaft zugleich ein besonderes Problem: Sie widersprechen der modernen Fortschrittserwartung. In der spätmodernen Gegenwart stellt sich dieses Problem in spezifischer Weise. Was kann eine soziologische und kulturwissenschaftliche Perspektive auf Verluste leisten? Inwiefern hemmt und steigert die Moderne die Verluste? Wie sieht die Situation in der Spätmoderne aus? 
In der Seminarsitzung diskutiert Andreas Reckwitz mit Studierenden und Doktorand:innen der Universität zu Köln ausgewählte Passagen aus seinem 2024 erschienenen Buch Verlust. Ein Grundproblem der Moderne. Dabei sollen Passagen gemeinsam gelesen und besprochen werden, wobei die Teilnehmer:innen auch die Möglichkeit haben werden, eigene Überlegungen und Fragen an den Text einzubringen.

Zum Buch: In Verlust präsentiert Andreas Reckwitz, so der Suhrkamp Verlag, „die erste umfassende Analyse der sozialen und kulturellen Strukturen, die unser Verhältnis zum Verlust prägen. Unter dem Banner des Fortschritts, so legt er dar, wird die westliche Moderne schon immer von einer Verlustparadoxie angetrieben: Sie will (und kann) Verlusterfahrungen reduzieren – und potenziert sie zugleich. Dieses fragile Arrangement hatte lange Bestand, doch in der verletzlichen Spätmoderne kollabiert es. Das Fortschrittsnarrativ büßt massiv an Glaubwürdigkeit ein, Verluste lassen sich nicht mehr unsichtbar machen. Das führt zu einer der existenziellen Fragen des 21. Jahrhunderts: Können Gesellschaften modern bleiben und sich zugleich produktiv mit Verlusten auseinandersetzen?“

Andreas Reckwitz ist im Sommersemester 2025 Distinguished Fellow am Erich Auerbach Institute for Advanced Studies der Universität zu Köln. Am 19. Mai hält er die Auerbach Distinguished Lecture 2025 zum Thema ‚Erbe‘. Reckwitz ist Professor für Allgemeine Soziologie und Kultursoziologie an der Humboldt-Universität zu Berlin; 2022 war er Fellow im Thomas Mann House in Los Angeles. Zu seinen bekanntesten Veröffentlichungen zählen Die Gesellschaft der Singularitäten (2017), Das Ende der Illusionen (2019), Spätmoderne in der Krise (zusammen mit Hartmut Rosa, 2021) und jüngst Verlust. Ein Grundproblem der Moderne (2024), alle beim Suhrkamp Verlag. Die Gesellschaft der Singularitäten wurde 2017 mit dem Bayrischen Buchpreis ausgezeichnet und stand 2018 auf der Shortlist für den Sachbuchpreis der Leipziger Buchmesse; 2019 erhielt Reckwitz den Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Verlust wurde 2025 mit dem Sachbuchpreis ‚Das politische Buch‘ der Friedrich-Ebert-Stiftung ausgezeichnet.