Rosi Braidottis Forschung befasst sich mit den drei wichtigsten Herausforderungen an unseren posthumanen Zustand als einen historischen Standort, der nicht an eine ferne utopische Zukunft delegiert werden kann. Wir sind mit drei miteinander verknüpften Wandelerscheinungen konfrontiert. Erstens auf ökologischer Ebene mit der Zerstörung der Umwelt und der Artenvielfalt; zweitens auf technologischer Ebene, wo der Transhumanismus zum offiziellen Ethos des Kapitalismus wird und der Status des Menschen eine Neudefinition erfährt durch die Biowissenschaften und die fortgeschrittenen Technologien sowie die digitalen Verbindungen, die sie uns ermöglichen. Und drittens erleben wir auf sozialer Ebene zunehmende strukturelle Ungerechtigkeiten durch die ungleiche Verteilung von Reichtum, Wohlstand und Zugang zur neuen green economy und zu fortschrittlichen Technologien. Neo-materialistische Kartographien von Wissen und Macht heute und eine affirmative Ethik sind Braidotti zufolge daher die angemessenste Art und Weise, die posthumane Lage und die sich daraus neu entwickelnden Machtverhältnisse zu erfassen.
Rosi Braidotti
Vita
Rosi Braidotti ist eine feministische kontinentale Philosophin und emeritierte Universitätsprofessorin der Universität Utrecht. Sie studierte an der Australian National Univeristy und der Sorbonne Philosophie und erhielt Ehrendoktortitel von den Universitäten Helsinki (2007) und Linkoping (2013). Sie ist Ehrenmitglied der Australian Academy of the Humanities (FAHA) und Mitglied der Academia Europaea. Im Jahr 2022 erhielt sie den Humboldt-Forschungspreis für ihr lebenslanges Engagement in der Wissenschaft. Zu ihren wichtigsten Publikationen gehören: Nomadic Subjects (2011a) und Nomadic Theory (2011b), Columbia University Press; The Posthuman (2013), Posthuman Knowledge (2019) und Posthuman Feminism (2022), Polity Press; The Posthuman Glossary (2018) und More Posthuman Glossary (2022), Bloomsbury Academic.
Während ihres Dinstinguished Auerbach Fellowship im Jahr 2024 hielt sie eine besonders gut besuchte „Summer Lecture“ zum Thema „Posthumanism, Materialism, Affirmation: Feminist Perspectives“. Darüber hinaus bot sie einen Workshop zum Thema „Revisiting Nomadic Subjects - 30 Years Later“ an, in dem sie mehrere Kapitel aus zwei ihrer Schlüsselpublikationen: „Posthuman feminism“ (2022) und „Nomadic Subjects - Embodiment and sexual difference in contemporary feminist theory“ (2011, ursprünglich veröffentlicht 1994) mit den Teilnehmenden diskutierte.
Forschungsschwerpunkt
Kontinentale Philosophie
Feministische Theorie
Publikationen (Auswahl)
Posthuman Feminism. Polity Press 2021
Politik der Affirmation. Merve Verlag 2018
Nomadic Subjects. Embodiment and Sexual Difference in Contemporary Feminist Theory. Second Edition. Columbia University Press 2011.