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Fabulieren, Finanzieren

Die Entwicklung von Finanzgeschäften lässt sich nicht ohne eine Betrachtung von Fabulierkünsten erfassen, und die diskursiven Produktionen kapitalistischer Ökonomie gehören ins Arbeitsfeld einer Wissenschaft, die sich mit der systematischen Verfertigung von Nicht-Wissen befasst. Dabei geht es nicht bloß um geschäftliche Kosmetik oder Betrug, um ertragreichen Unsinn oder Verfälschungen, um Humbug, Bullshit oder Schwindelei. Im (finanz-)ökonomischen Genre der Fabulation sollte man vielmehr eine besondere Variante aus der Geschichte des Wahrsprechens erkennen. An einem prominenten literarischen Beispiel, das in die Finanzkrisen des 19. Jahrhunderts zurückführt, möchte der Vortrag zeigen, auf welche Weise das Wahrheitsspiel des Kapitalismus von einer pseudologischen Struktur geprägt ist.

Joseph Vogl

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