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Erbschaften. Die Zwiespältigkeit des Erbes in der Spätmoderne

Die Moderne ist eine im Kern zukunftsorientierte Gesellschaft. Mit der Krise der Zukunftsorientierung in der Spätmoderne erlangt das Erbe der Vergangenheit eine neue Relevanz: Wir können nicht nicht erben. Aber was erben wir? Im Sinne eine Problemaufrisses kartiert der Vortrag das Gelände spätmoderner Erbschaften, die sich im doppelten Spannungsfeld von Faktizität und Aneignung sowie zwischen Last und Ressource bewegen: das familiäre Erbe von Vermögen, Sozialisation und Emotion, das Gattungserbe des Homo sapiens, das gesellschaftliche Erben zwischen cultural heritage, Gewalterbe, Anthropozän und Fortschrittserbe. Es stellt sich heraus, dass die Frage nach dem Erbe am Ende die Zukunft betrifft: was werden wir vererbt haben?

Andreas Reckwitz ist im Sommersemester 2025 Distinguished Fellow am Erich Auerbach Institute for Advanced Studies der Universität zu Köln. Am 19. Mai hält er die Auerbach Distinguished Lecture 2025 zum Thema ‚Erbe‘. Reckwitz ist Professor für Allgemeine Soziologie und Kultursoziologie an der Humboldt-Universität zu Berlin; 2022 war er Fellow im Thomas Mann House in Los Angeles. Zu seinen bekanntesten Veröffentlichungen zählen Die Gesellschaft der Singularitäten (2017), Das Ende der Illusionen (2019), Spätmoderne in der Krise (zusammen mit Hartmut Rosa, 2021) und jüngst Verlust. Ein Grundproblem der Moderne (2024), alle beim Suhrkamp Verlag. Die Gesellschaft der Singularitäten wurde 2017 mit dem Bayrischen Buchpreis ausgezeichnet und stand 2018 auf der Shortlist für den Sachbuchpreis der Leipziger Buchmesse; 2019 erhielt Reckwitz den Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Verlust wurde 2025 mit dem Sachbuchpreis ‚Das politische Buch‘ der Friedrich-Ebert-Stiftung ausgezeichnet.