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Forschungsprojekt

Zukunft als Wunscherfüllung

Wünsche sind mentale Entwürfe und seelische Vorgänge, sie sind aber auch Sprechakte und Kulturtechniken und daher an Medien gebunden. Dazu gehören bestimmte Objekte, deren Hilfe für das Wünschen im Märchen unabdingbar ist; Listen oder andere Schriftträger, die Wünsche fixieren und realisierbar machen sollen; Algorithmen, die den Wünschenden ihre Wünsche vorformatieren und suggerieren können. Bei all dem ergibt sich ein enger Konnex zwischen Wünschbarkeit und Zukünftigkeit. Er liegt sowohl in der Projektion des Erwünschten auf eine zukünftige Gegenwart als auch im Prozessieren des Wünschens in Formen gegenwärtiger Zukunft. Wichtige theoretische Modelle dafür sind etwa der Traum, der nach Freud bekanntlich eine Wunscherfüllung darstellt, oder die Maschine, die bei Deleuze und Guattari für die Prozessualität und Produktivität des Wünschens steht. Das Wünschen erweist sich in diesen unterschiedlichen Zugangsweisen als eine vielfältige poetische Praxis. Im Zentrum meines Projekts steht daher die komplexe Temporalität literarischer Wunschtexte. 

Stefan Willer