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Forschungsprojekt

Kultur und Ökonomie: Literaturdidaktische Perspektiven auf ein latentes Verhältnis

Ziel unseres gemeinsamen Forschungsprojekts ist die Beleuchtung der latenten Verflechtungen zwischen Literaturdidaktik und Ökonomie.
Im Teilprojekt I (Martin Kasch) geht es zunächst um den Versuch einer Archäologie der ökonomischen Möglichkeitsbedingungen literaturdidaktischen Wissens um 1800, die in Rekurs auf einen Begriff des Medienwissenschaftlers Harald Winkler (2004) als ,innere Ökonomie‘ der Literaturdidaktik gefasst werden. Da auch die gegenwärtige Literaturdidaktik noch von dieser ,inneren Ökonomie‘ durchzogen ist – so die These – will das Teilprojekt I zudem Möglichkeiten ausloten, wie sich eine kommende Literaturdidaktik diesem ökonomischen Regime gegenüber positionieren könnte. In Rekurs auf Michel Serres’ Theorie des Parasiten (1980/1987) wird ein Gegenmodell entwickelt, welches das ökonomieaffine Inhalts- und Kompetenzparadigma etablierter Literaturdidaktiken durch ein Modell der Potenzialität parasitärer Zirkulation ersetzt.
Das Teilprojekt II (Magdalena Kißling) rekonfiguriert den ökonomischen Ansatz von John Holloway (2002/2006; 2010), in dessen Kern der Marx’sche Fetisch-Begriff steht, für literaturdidaktische Konzeptbildung. Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass der Literaturunterricht infolge des deutschdidaktischen Paradigmenwechsels hin zur evidenzbasierten Wirkungsforschung seiner ,inneren Ökonomisierung‘ unterliegt. Die leitende These lautet, dass die Literaturdidaktik zwar ein Bewusstsein über die innere Poetik der Ökonomie hat und um ihre Verdinglichung weiß, jedoch daran scheitert, Alternativen zu entwickeln, die sich verankern und Literaturunterricht verändern lassen, da die Fachdisziplin eine systematische Auseinandersetzung mit ökonomischen Bedingungsgefügen bis dato vernachlässigt. Ausgewählte ökonomische Ansätze (v.a. Holloway) sollen dieses Desiderat füllen und eine literaturdidaktische Praxis jenseits fetischistischer Praxis ausloten.

Magdalena Kißling

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