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Forschungsprojekt

Schenken, Tauschen und Kaufen: Reziprozität und das ‚Wirtschaften‘ mit ‚Dingen‘ im Roman des 12. und 13. Jahrhunderts

Unsere Projektarbeit sucht auf der Grundlage eines Zusammenschlusses mediävistischer Dingforschung und kultursoziologischer Theoriebildungen Ausprägungen von spezifisch mittelalterlichen Formen des ‚Wirtschaftens‘ und ‚Handelns‘ sowie die sie ermöglichenden und steuernden Handlungsmuster als neues Forschungsfeld für eine interdisziplinäre Mediävistik zu entwickeln. Dabei fassen wir zunächst Schenken, Tauschen und Kaufen als konventionalisierte Ausprägungen reziproken Agierens, deren ständig wiederholte Aktualisierungen, so unsere Hypothese, das Herrschaftshandeln der im Erzählen imaginierten Machteliten strukturiert. Formen des Geschäftemachens mit Münzen sind durch reziproke Kommunikationsformen auf der Grundlage von Parametern der Wert/Material-Äquivalenz und Ausgewogenheit ebenso unterlegt, wie die ihr eigenen Maßstäbe Akte des gegenseitigen Überbietens allererst sichtbar machen. Auf der Grundlage der Vermutung, dass unterschiedliche Ausprägungen der Reziprozität als Konvention ‚ökonomisches‘ Handeln vor der Ökonomie reguliert, streben wir im Rekurs auf Romane des 12. und 13. Jahrhunderts eine Ausdifferenzierung mittelalterlicher Ausprägungen ‚wirtschaftlichen Handelns‘ an. Neben dem merkantilen Handeln mit Münzen wären die erzählten Praktiken des Handelns mit Dingen auf ihre Funktionen hin zu befragen, die sie als frühe Formen des ‚Wirtschaftens‘ ausweisen, z.B. Akkumulation von Macht, Einfluss und Reichtum oder deren Einbuße, aber auch Verfahren christlicher Heilssicherung im Modus des Spendens etc.

Kathryn Starkey

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