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Forschungsprojekt

„Vertrauen in und als Welt-Werdung“

Vertrauen stellt seit jeher eine treibende Kraft für Komplexitätsreduktion (Luhmann 1973),die Sicherung sozialer Ordnung aber auch gesellschaftliche Transformationsprozesse dar. Unerlässlich ist es in die Fülle lebensweltlicher Bezüge eingelassen. Mit Blick in die Begriffsgeschichte und aktuellen Theoretisierungen dieses ephemeren Phänomens in den Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften wird eine besorgniserregende Tendenz augenscheinlich: Vertrauen wird vornehmlich als quantifizierbar und operationalisierbar rationalisiert und zunehmend ökonomistisch überformt und vereinnahmt, denn so heißt es in Wirtschafts- und Management-Diskursen: „No trust, no business“. Hier setzt unser geplantes Projekt mit einer queer-feministischen und neu-materialistischen Begriffsintervention an, indem auf Basis unserer breiten sozial- und geisteswissenschaftlichen Expertise im Bereich des Neuen Materialismus das Phänomen Vertrauen (kritisch) in den Blick genommen wird. Es ist Ziel des kollaborativen Projekts, Vertrauen als situierten, affektiv durchtränkten und häufig auf asymmetrischen Beziehungen beruhenden Prozess neu zu konzeptualisieren. Dabei soll ausgehend von und in Anlehnung an Husserls Lebensweltbegriff, über Vertrautheit mit der Welt und Vertrauen in andere gemeinsam über ein grundsätzliches Vertrauen in und als Welt-Werdung nachgedacht werden. Der Neue Materialismus bildet einen zentralen theoretischen Rahmen für ein solches gemeinsames Denken und Arbeiten im Kontext.

Alisa Kronberger