Auerbach Lecture | 10.01.2022 | 18 Uhr
Felix Trautmann (Philosophie/Ästhetik, Frankfurt am Main): Demokratischer Realismus: Gleichheit als Zukunft und Forderung des Unmöglichen
Abstract
Der Realismus in den Künsten seit dem 19. Jahrhundert zeichnet sich unter anderem durch ein neues ästhetisches Gleichheitsverständnis aus. Die Darstellungen sozialer Ungleichheit und marginalisierter Lebenswirklichkeiten sowie die Gleichwertigkeit der gesellschaftlichen Ränder bilden seine politischen Einsatzpunkte. Doch in welcher Weise wird im Realismus Gleichheit mit der Idee der gesellschaftlichen Transformation und Gestaltbarkeit verbunden? Inwiefern sind realistische Darstellungen nicht allein ein erkenntnistheoretisches Unterfangen, sondern Ausdruck eines Streits um die Wirklichkeit und um deren Unabgeschlossenheit?
Anhand dieser Fragen lassen sich verschiedene Positionen des Realismus in der Moderne auch mit der Idee der Demokratie verknüpfen. Dies gelingt, so die These des Vortrags, indem die Bezugnahmen auf die Gleichheit als unterschiedliche Imaginationen der Zukunft differenziert werden: als eine bereits vorgestellte, aber noch zu realisierende Idee oder als eine Unmöglichkeit, die mit der Gegenwart bricht. In dieser Linie soll auch eine Aussicht auf die Aktualität des Realismus gegeben werden.