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Research Project

Poor/Rich Images. Genealogien einer Klassengesellschaft der Bilder

Über Bilder in digitalen Ökonomien ist vielfach von «poor images» die Rede – von Bildern, die als Kopien zweifelhafter Herkunft, schlechter Qualität und niedriger Auflösung, jedoch mit hoher Beweglichkeit im Internet kursieren. Demgegenüber werden Vorstellungen «reicher» oder «perfekter» Bilder häufig mit hochaufgelösten Dateien und technischer Präzision assoziiert, die Wertigkeit und Status versprechen und über kommerzielle Medienstrukturen zirkulieren.

In unserem Projekt möchten wir die Präsenz des sozio-ökonomischen Begriffspaars Arm/Reich für die Geschichte und Theorie moderner Bildmedien kritisch in den Blick nehmen. Wie und mit welchen Effekten, so fragen wir, mischen sich sozio-ökonomische Kategorien ins Nachdenken über Bilder ein? Inwiefern verweist dies auf die ökonomisierten Grundzüge moderner Bildzirkulation, umgekehrt zugleich auf kulturelle Wertesysteme, die sich in die Wahrnehmung und Theoretisierung von Bildern einschreiben?

Aus begriffs- und theoriegeschichtlicher Perspektive zeichnen wir nach, in welchen Kontexten und mit welchen Argumenten Kategorien wie Arm/Reich auf Bildmedien bezogen werden. Zudem interessiert uns, wie sich diese Bilddiskurse zu gesellschaftlichen Konstellationen von Mangel und Überfluss verhalten. Dabei schlagen wir zwei Neuperspektivierungen vor: Zum einen möchten wir diese Fragen nicht allein auf digitale Bildökonomien beziehen, sondern ähnliche Diskursstränge für das 19. und frühe 20. Jahrhundert freilegen. Zum anderen interessieren uns – in Erweiterung aktueller Modellierungen, die vor allem «ärmliche» Bilder theoretisieren – auch Vorstellungen von Perfektion und Fülle.

Nicholas Baer

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